Edition von Hanns Eislers "Johann Faustus"

bei Breitkopf & Härtel

Johann Faustus von Hanns Eisler ist eine Oper ohne Musik. Überliefert ist ein umfangreicher Text, der in vielen Fassungen dokumentiert, wie sich Hanns Eisler mit der Gattung Oper auf der Ebene der Textgestalt auseinandersetzt. Zwar hat Eisler ein musikalisches Konzept für seinen Faustus notiert, doch hat er dieses kaum realisiert. Wenngleich Eisler schon in einem frühen Stadium wichtige Parameter seiner Faustus-Oper konzipierte, hinterließ er neben den Dispositionen und Rollenskizzen nur einige wenige Notenfragmente.

Im Jahr 2020 erscheint die historisch kritische Edition des Johann Faustus von Hanns Eisler im Rahmen der Hanns Eisler Gesamtausgabe.

Die Hanns Eisler Gesamtausgabe (HEGA) ist als historisch-kritische Edition angelegt. Sie verfolgt das Ziel, sämtliche erhaltenen Kompositionen und Schriften Hanns Eislers der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und mit wissenschaftlich fundierten Ausgaben der musikalischen Praxis ganz im Sinne Eislers "nützlich" zu sein.

Die Bände der Edition des Johann Faustus bringen die verschiedenen Entwürfe bis hin zur revidierten Druckfassung zur Darstellung. Die Edition ist Beleg dafür, wie sich ein Komponist einen dramatischen Text "baut". Beteiligt an der Mitarbeit waren verschiedene kritische Leser, darunter Bertolt Brecht.

Thomas Mann schreibt, nachdem er das Manuskript des Johann Faustus erhalten hat, an Eisler am 5. November 1951 aus Zürich:
"Was für eine wunderartig-merkwürdige Arbeit! Eine neue, sehr neue Version des Faust-Stoffes, der sich tatsächlich als unerschöpflich, immer wieder inspirierend, immer wieder wandelbar erweist. Ihre Formung ist sehr neu, sehr kühn, sehr eigentümlich und kommt der Musik, wie auch dem Theater, auf vielerlei Art entgegen - wenn auch mir altem Herrn manches darin unkomponierbar und unsingbar vorkommen muss. [...] Hübsch provokant ist ja das Ganze und wird es wahrscheinlich noch mehr werden durch die Musik, die neue, an die man sich so schwer gewöhnt." (Heiterkeit.)