Schriften zur Politischen Musikgeschichte
Die international und interdisziplinär orientierte, wissenschaftliche Schriftenreihe bündelt Studien, die Musik sowohl als eigenständigen Wirkungsfaktor in historischen Prozessen als auch als emotionalisierendes wie ästhetisches Medium von Politik und Gesellschaft begreifen. Zentral ist die gesellschaftliche und politische Kontextualisierung von Musik in ihren vielfältigen stilistischen und kulturellen Ausprägungen. Musikgeschichte wird als Teil einer Kultur-, Gesellschafts- oder Politikgeschichte betrachtet.
Die Reihe richtet sich insbesondere an Geschichts- und Musikwissenschaftler*innen, berücksichtigt aber auch Studien aus verwandten Disziplinen vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur jüngsten Gegenwart.
zum Buch Rechtsextremismus – Musik und Medien bei Vandenhoeck & Ruprecht
Rechtsextremismus – Musik und Medien
hrsg. von Sabine Mecking, Manuela Schwartz und Yvonne Wasserloos.
Göttingen: V&R unipress 2021. ISBN: 978-3-8471-1327-0.
Rechtsextremismus, Musik und Medien umfassen ein Forschungsfeld, das Fragen nach der zunehmenden Ausdifferenzierung der Musik, ihrer Funktion und ihrem Einsatz in der rechtsextremen Szene nachgeht. Der Sammelband bündelt Beiträge aus Fachdisziplinen und Arbeitsfeldern wie Musikwissenschaft, Musikpädagogik, Musiktheorie, Geschichtswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Verfassungsschutz, Polizei, Jugend- und Soziale Arbeit. In inter- und transdisziplinärer Perspektive wird die politische und gesellschaftliche Sprengkraft der Musik der extremen Rechten analysiert. Dabei steht die Pluralisierung der Musikstile sowie die Kommunizierung von rechtsextremen Inhalten und Aussagen über Musik ebenso im Fokus wie die Wirkungen auf die Rezipierenden und die Entfaltung eines regelrechten Musikbusiness. Die vielfältigen Beispiele und Perspektiven verdeutlichen die diversen Stilistiken, Formen und Medien dieser Musik. Beleuchtet werden sowohl die Möglichkeiten und Grenzen der Erforschung von Rechtsextremismus, Musik und Medien als auch deren Konsequenzen für die praktische Arbeit in der Schule oder bei den Sicherheitsbehörden.
Aus dem Inhalt:
- Mecking, Sabine; Schwartz, Manuela und Wasserloos, Yvonne: Rechtsextremismus – Musik und Medien. Einblicke in Ambivalenzen und Tendenzen.
- Benz, Wolfgang: Rechtsextremismus in Deutschland. Entwicklungen und Strömungen seit 1945.
- Mecking, Sabine: Alte Ideologie und neue Musik. Die musikstilistische Pluralisierung des Rechtsextremismus.
- Pfeiffer, Thomas: Rechtsextremismus als Erlebniswelt. Musik, Symbolik, Bildsprache.
- Schwartz: Manuela: Forschung in der Black Box. Musikpraxis und -rezeption im Rechtsextremismus.
- Sprick, Jan Philipp: Die Ambivalenz der Musik als Potenzial rechtsextremistischer Propaganda.
- Wasserloos, Yvonne: Soundtracks. Affektive Re-Inszenierung und Radikalisierung der Rechtsextremen durch Filmmusik und Fashwave als moderne Artikulationsformen.
- Brunner, Georg: Rechtsextremismus im Internet. Musik- und Videoclips im Portal YouTube.
- Schulze, Christoph: Innovationsmotor Musik. Die gegenseitige Beeinflussung von Kultur und Politik am Beispiel der neonazistischen »Autonomen Nationalisten«.
- Bade, Fabian: Zwischen »Urszene von Pegida und AfD« und »Psychogramm der deutschen Seele«. Anmerkungen zur journalistischen (Um-)Deutung nationalsozialistischer Anspielungen in Rammstein-Videos.
- Glaser, Michaela: »Wer in dieser Clique drin ist, der hört einfach diese Musik«. Eine explorative Studie zu Funktionen rechtsextremer Musik aus der Perspektive ihrer Rezipienten und Rezipientinnen.
- Heinrich, Gudrun: »Rostock-Lichtenhagen 1992« als Lerngegenstand der politischen Bildung.
- Koch, Jan-Peter: Zum Umgang mit rechtsextremistischer Musik im Musikunterricht.
- Krämer, Oliver: Politisch nicht zu gebrauchende Musik. Ein Essay.
zum Buch Der Bürger erhebt seine Stimme bei Vandenhoeck & Ruprecht
Der Bürger erhebt seine Stimme
Der Städtische Musikverein zu Düsseldorf und die bürgerliche Musikkultur im 19. und 20. Jahrhundert.
Nina Sträter.
Göttingen: V&R unipress 2018. ISBN: 978-3-8471-0890-0.
Der seit zwei Jahrhunderten aktive Düsseldorfer Musikverein hat durch seine Beteiligung an den Niederrheinischen Musikfesten und seinen Einfluss auf die städtische Kulturpolitik das musikalische Leben der Stadt nachhaltig geprägt. Die Betrachtung seines Wirkens erlaubt Rückschlüsse auf das kulturelle Selbstverständnis der vereinstragenden bürgerlichen Schicht und zeigt ausgehend von Programmgestaltung, Organisationsstruktur und der Interaktion mit Berufsmusikern exemplarisch, wie sich Vertreter der bürgerlichen Musikkultur im 19. und 20. Jahrhundert auf dem zunehmend professionalisierten Musikmarkt positioniert haben.
zum Buch Inklusion & Exklusion bei Vandenhoeck & Ruprecht
Inklusion & Exklusion
'Deutsche' Musik in Europa und Nordamerika 1848–1945
hrsg. von Sabine Mecking und Yvonne Wasserloos.
Göttingen: V&R unipress 2016. ISBN: 978-3-8471-0473-5.
Musik spielt bei der Politisierung der Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert eine zentrale Rolle. Als Ausdrucksform und Trägerin von politischen Botschaften ist sie als emotionales Kommunikationsereignis zu deuten. Neben Geselligkeit generiert Musik auch Werte und stiftet Identität und Solidarität. Die Vision von einer ›deutschen‹ Musik entfaltete als ästhetischer Identitätsentwurf bei der gesellschaftlichen Neufindung des ›Deutschseins‹ reale Wirkungsmacht. Doch was kennzeichnete das ›Deutsche‹ in ihr? Dieser Band untersucht das Phänomen im interdisziplinären und transnationalen Dialog zwischen 1848er-Revolution und Zweitem Weltkrieg. Es entsteht ein Panorama von gesellschaftlichen und politischen Inklusions- und Exklusionsprozessen, die sich durch Muster einer propagierten ›deutschen‹ Musik- und ›Machtkultur‹ ereigneten, wandelten und neu definierten.
Aus dem Inhalt:
- Mecking, Sabine: ‚Deutsche‘ Musik, eine Illusion? Phänomene der Inklusion und Exklusion.
- Wiesenfeldt, Christiane: Museales Komponieren? Leipzig und das Problem des Konservativismus in der Musik.
- Keym, Stefan: Keine „deutsche Gattung“? Zum Verhältnis von Symphonie und Nationalität im Leipziger Konzertrepertoire und Musikdiskurs 1835–1914.
- Bungert, Heike: Inklusion und Exklusion, ‚Fest‘ und ‚Feier‘. Deutschamerikanische Sängerfeste 1848–1914.
- Strigl, Stefanie: „Süße Heimat – liebliches Lied“. Ein Männergesangsverein als Stifter kultureller Identität? Untersuchungen zum Fünfkirchener/Pécser Männergesangsverein 1861–1945.
- Manz, Stefan: „Pandering to the Foreigner“. Deutsche Musiker und nationale Abgrenzung in Großbritannien um 1900.
- Klenke, Dietmar: Politische Identitätsstiftung und Abgrenzung in der deutschen Chormusik nach dem Ersten Weltkrieg.
- Lönnecker, Harald: Die Propagierung des Deutschen bei Hans Joachim Moser und Joseph Maria Müller-Blattau.
- Friedmann, Alexander: „Unser Beethoven“. Rezeption des Komponisten und seiner Musik in der Sowjetunion vor dem deutschen Überfall 1917–1941.
- Keden, Helmke Jan: „Up ewig ungedeelt“. Zur Situation deutscher Laienchöre im dänischen Nordschleswig/Sønderjylland während der Zwischenkriegszeit.
- Wasserloos, Yvonne: Deutsch, nordisch oder national(sozialistisch)? Gesangspropaganda und -protest in Dänemark 1934–1940.
- Benoit-Otis, Marie-Hélène: Eine Wiener Feier für den „deutschen Mozart“. Nationale Fragen bei der „Mozart-Woche des Deutschen Reiches“ 1941.
- Schwartz, Manuela: „Unser letztes Bollwerk der Sympathie“. Musik als Kulturarbeit, Kulturpolitik und Kulturpropaganda deutscher Außenpolitik im Zweiten Weltkrieg in Frankreich.
- Bertola, Mauro Fosco: Die ‚unheimliche‘ Heimat. Deutsche und italienische Musik in Veit Harlans Film Immensee 1943.
- Kalisch, Volker: ‚Wir‘ und das ‚Andere‘. Mechanismen der Inklusion und Exklusion.
zum Buch Musik – Macht – Staat bei Vandenhoeck & Ruprecht
Musik – Macht – Staat
Kulturelle, soziale und politische Wandlungsprozesse in der Moderne
hrsg. von Sabine Mecking und Yvonne Wasserloos.
Göttingen: V&R unipress 2012. ISBN: 978-3-89971-872-0.
Musik gilt als Ausdruck des individuell Emotionalen. Sie kann jedoch ebenso zu repräsentativen Zwecken oder kollektivem Protest verwendet werden. Die musikalische Wirkungsmacht bezieht sich damit nicht allein auf individuell emotionale und emphatische Momente, sondern auch auf den öffentlichen Raum. In dieser Funktion kann Musik gleichermaßen kulturelle Identität(en) stiften, Macht- und Staatssysteme unterstützen oder untergraben sowie der politischen Positionierung und Artikulierung dienen. Sie unterstützt und begleitet kulturelle, soziale und politische Entwicklungen. Anhand ausgewählter Fallbeispiele werden diese Wandlungsprozesse in Europa von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart analysiert. Neben Adelshöfen, Armeen und politischen Amts- und Machtinhabern rücken gesellschaftliche Strömungen und Gruppen wie Bürgerbewegungen und musikalische Jugend- und Subkulturen in den Fokus. Das Spektrum reicht von Staatsmusik und Kunstmusik uber (Volks-)Lieder und Schlager bis hin zu Rock- und Popsongs.
Aus dem Inhalt
- Mecking, Sabine und Wasserloos, Yvonne: Musik – Macht – Staat. Exposition einer politischen Musikgeschichte.
- Pietschmann, Klaus: Herrschaftssymbol und Propaganda. Höfische Musik in der Frühen Neuzeit.
- Esch, Michael G.: Charivari, Tanz auf dem Vulkan, Marsch. Die Musik (in) der Französischen Revolution am Beispiel des Ça ira und der Marseillaise.
- Hansen, Sebastian: Töne der Schlacht. Napoleon, seine Kriege und die Musik.
- Mecking, Sabine: Gelebte Empathie und donnerndes Pathos. Gesang und Nation im 19. Jahrhundert.
- Heidler, Manfred: „Mit Preußens Gloria und Hurra in die Katastrophe“. Anmerkungen zur (Militär-) Musik zwischen Reichsgründung und Weimarer Republik.
- Jacob, Andreas: Weimar und die Pluralisierung der Lebens- und Musikstile.
- Kalisch, Volker: Perversion und Würgegriff. Musik im Nationalsozialismus.
- Armborst-Weihs, Kerstin: Musik als „Waffe des sozialistischen Aufbaus“? Zum Musikleben in der Sowjetunion zwischen Parteidoktrin und Avantgarde.
- Heidler, Manfred: Die Militärmusik der DDR zwischen Ideologie, sozialistischer Wehrerziehung und künstlerischem Selbstverständnis.
- Nonn, Christoph: Der Schlager und die westdeutsche Gesellschaft nach 1945.
- Siegfried, Detlef: Sound der Revolte. Rock und Blues in den langen 1960er Jahren.
- Dams, Carsten: Polizei, Protest und Pop. Staatliche Ordnungsmacht und gesellschaftliches Aufbegehren in der Popularmusik seit 1970.
- Kühn, Andreas: Impliziter Protest und lauter Ambivalenzen. Punk, No Wave, Post-Punk.
- Wasserloos, Yvonne: Sunday Bloody Sunday und Belfast Child. Politischer Terror und musikalische Reflexion im Nordirland-Konflikt der 1980er Jahre.
Die Herausgeber*innen:
Prof. Dr. Sabine Mecking ist Professorin für Landes- und Zeitgeschichte an der Philipps-Universität Marburg. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören Musik- und Kulturgeschichte, Moderne Stadtgeschichte, Historische Demokratie- und Protestgeschichte sowie Polizei- und Verwaltungsgeschichte.
Prof. Dr. Yvonne Wasserloos ist Professorin für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Ihre Forschungsschwerpunkte kontextualisieren Musik, Gesellschaft und Politik vom 18.-21. Jahrhundert, v.a. zum Nationalsozialismus und Rechtsextremismus sowie Kulturtransfer.
Prof. Dr. Manuela Schwartz ist Musikwissenschaftlerin an der Hochschule Magdeburg-Stendal; Publikationen u.a. zum musikalischen Einfluss Wagners im Frankreich des Fin de siècle, zur Emigration von Musikern während des Nationalsozialismus in die USA, zur deutschen Kulturpolitik in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs und zur Geschichte des musikalischem Handelns im medizinischen Raum seit dem 18. Jahrhundert.
Prof. Dr. Stefan Manz ist Professor für deutsche und Globalgeschichte an der Aston University, Birmingham (UK), Fellow der Royal Historical Society und Research Associate an der Universität Pretoria in Südafrika. Publikationen zu Musikermigration und Kulturtransfer, vor allem im deutsch-britischen Kontext.
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