Zentrum für Verfemte Musik an der hmt Rostock
Das Zentrum für Verfemte Musik wurde am 27. Januar 2008 an der hmt Rostock unter der Leitung von Volker Ahmels mit dem Ziel gegründet, jene Komponistinnen und Komponisten der Moderne, die Opfer der Gewaltherrschaft des NS-Regimes wurden, in der Öffentlichkeit wieder bekannt zu machen und ihre in Vergessenheit geratenen Werke zu spielen. Um dies zu erreichen, nimmt die künstlerisch-pädagogische Arbeit neben der Forschung einen besonderen Stellenwert ein.
Musikstudierende werden als Multiplikatoren für diese Themen gewonnen und dafür sensibilisiert. Ein wichtiger Baustein dabei ist es, diese Thematik auch als Studienschwerpunkt in den künstlerischen und pädagogischen Studiengängen anzubieten.
Die Studierenden lernen das umfangreiche, oftmals noch unbekannte Repertoire der verfemten Komponistinnen und Komponisten kennen und schätzen und können es in den zahlreichen Veranstaltungen des Zentrums zu Gehör bringen. Über die Lehramtsstudierenden und zukünftigen MusiklehrerInnen besteht die Chance, die nachfolgenden Schülergenerationen mit diesem Thema bekannt zu machen.
Neben Lehrveranstaltungen finden an der hmt Rostock immer wieder Vorträge zur Thematik „Musik und Holocaust“ sowie Konzerte zu Gedenktagen wie beispielsweise dem 27. Januar und 9. November statt. Dabei erklären sich oft Zeitzeugen bereit, von ihren Erfahrungen zu berichten.
Auch außerhalb der Hochschule ist das Zentrum für Verfemte Musik präsent. Es kooperiert mit den Musikschulen des Landes, übernimmt Beratungsfunktion für Veranstalter und Interessierte, organisiert musikalische Umrahmungen von Gedenk- und Festveranstaltungen, bietet eigene Veranstaltungen im Rahmen von Lehrerfortbildungen an und verfügt über enge Kontakte zu den Rostocker Schulen.
Neben den Aktivitäten in Mecklenburg-Vorpommern ist das Zentrum tragender Teil einer europäischen Plattform, die seit einigen Jahren mit verschiedenen Vereinen und Institutionen in Deutschland, Österreich, England und Frankreich kooperiert. Darüber hinaus wurden wichtige internationale Projekte, Konzerte und Konzerttourneen in Kooperation mit dem Landesverband Jeunesses Musicales M-V e.V. realisiert. Diese führen u.a. nach Kalifornien, Frankreich und Österreich.
Das Zentrum für Verfemte Musik ist vernetzt mit dem Archiv verfemter Komponistinnen und Komponisten in Schwerin. Die dortige beachtliche Notensammlung von rund 700 Partituren, Handschriften und Raritäten wird ständig erweitert und steht jedem Musikstudierenden und Lehrenden der hmt Rostock zu Studien- und Forschungszwecken zur Verfügung.
Beachtliche Erfolge erzielten in den vergangenen Jahren Studierende der hmt beim internationalen Musikwettbewerb Verfemte Musik in Schwerin.
Das Kulturprojekt „Verfemte Musik“ ist im Dezember 2012 mit dem Bundespreis des Bündnisses für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet worden. Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde im Rahmen des Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ vergeben.

Podcasts und Berichte
Zum 125. Geburtstag von Leo Smit
Wie wird Musik politisch instrumentalisiert?
"Aus dem Schatten ans Licht" - Verfemte Musik
Ein Beitrag von Volker Ahmels vom 01.12.2021, veröffentlicht von der Claussen-Simon-Stiftung
Erinnerungsarbeit mit Musik
Pianist und Musikpädagoge Volker Ahmels
Ein Beitrag auf Deutschlandfunk Kultur vom 18.08.2021
Kontakt
Herr Volker Ahmels
Leiter des Zentrums für Verfemte Musik
Beim St.-Katharinenstift 8
18055 Rostock
fon +49 385 5912742
fax +49 385 5912750
zvmhmt-rostockde
Volker.Ahmelshmt-rostockde
Weitere Information: Klavierduo Haufe Ahmels
Herr Crispin Scholz
Studentische Hilfskraft
Raum S1 07
Sprechzeiten nach Vereinbarung
Was ist verfemte Musik?
Das Wort „verfemt“ setzte sich in den letzten Jahren anstelle des nationalsozialistischen Begriffs „entartet“ durch. Für die Nationalsozialisten galten sämtliche Kunstwerke, kulturelle Stilrichtungen und Musikwerke, die nicht im Einklang mit ihrem eigenen Schönheitsideal und Kunstverständnis standen, als „entartet“ und wurden verboten. Als „entartet“ wurden beispielsweise Stücke jüdischer Künstlerinnen und Künstler oder Andersdenkenden, wie Kommunisten, bezeichnet, der Begriff galt sowohl für Musikrichtungen wie Swing und Jazz wie auch in Literatur, Filmkunst, Theater und Architektur. Viele der Künstlerinnen und Künstler der Moderne, vor allem aber Juden, kamen in Konzentrationslager und wurden ermordet. Von Malerinnen und Malern und Bildhauerinnen und Bildhauern haben zahlreiche Kunstwerke die Zeit der Verfolgung überdauert. Die Noten der „unerwünschten“ Komponisten hingegen blieben verschollen oder wurden nicht verlegt, ihre Musik wurde nicht mehr gespielt und geriet oft in Vergessenheit.
SoSe 2025 “Also seid ihr verschwunden, aber nicht vergessen: Musik in Konzentrationslagern”
WiSe 2023/24 “Driven into Paradise: Filmmusik und Exil”
WiSe 2020/21 “Flucht und Exil: Musikschaffen im Wandel”
Nominiert für den Opus Klassik 2022
Die CD „d.k. stolen melodies – Dick Kattenburg Piano Works“ mit dem Klavierduo Haufe Ahmels wurde für den Opus Klassik 2022 in der Kategorie 17 „Welteinspielung“ nominiert. Sie ist ein weiterer Schritt, um die Bekanntheit des in Auschwitz ermordeten Komponisten zu erhöhen.
Schriften aus dem Nachlass des Komponisten Konrad Wallerstein
Das Zentrum für Verfemte Musik hat aus dem Nachlass des Komponisten Konrad Wallerstein Handschriften, Noten und seltene Publikationen erhalten, die es bewahren, aber auch als Quelle für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung stellen möchte. Der jüdische Komponist und Musikpädagoge Konrad Wallerstein lebte in Prag, als er und seine Frau Frieda am 13. Juli 1943 nach Theresienstadt deportiert wurden. Mit einem der letzten Herbsttransporte wurden sie Ende Oktober 1944 nach Ausschwitz gebracht und ermordet. Unter den Schriften sind eine Art Autobiographie, angereichert mit Anekdoten. Wallersteins zweite Tochter Hanna, die einzige Überlebende des Holocaust aus der Familie, verfügte kurz vor ihrem Tod im Herbst 2013, dass die Dokumente in den Besitz des Zentrums für Verfemte Musik kommen.
EU-Förderung 2012-2014
Das Zentrum für Verfemte Musik erhält 2012 bis 2014 gemeinsam mit europäischen Projektbeteiligten eine Förderung durch die Europäische Kommission. Gefördert werden deren Projekte zur Vermittlung Europäischer Kulturgeschichte und gegen das Vergessen des kulturellen Barbarismus der Nationalsozialisten im Rahmen des Programms "Europäische Strategien zur Holocaust Erinnerung (ESTHER).
Zentrum für Verfemte Musik erhält Nachlass von Peter Wallfisch 2011
Die Organisierenden des Schweriner Festivals Verfemte Musik und des Zentrums für Verfemte Musik konnten sich über ein besonderes Geschenk freuen. Die heute in London lebende Anita Lasker Wallfisch überließ ihnen das Notenarchiv ihres 1993 verstorbenen Mannes, dem international gefeierten jüdischen Pianisten und Klavierprofessors Peter Wallfisch. Die symbolische Übergabe des Nachlasses in das Schweriner Archiv erfolgte am Donnerstag, dem 9. November 2011.
Das Schweriner Archiv besteht aus ca. 800 Partituren und Noten von Komponistinnen und Komponisten aus der ganzen Welt, u.a. klassische Literatur, aber auch Werke von Englischen, Spanischen und Südamerikanischen. Darüber hinaus beinhaltet das Archiv auch Werke verfemter Komponisten, wie beispielsweise Hans Gal, Paul Ben-Haim, Erwin Schulhoff und Darius Milhaud. Es wurde nun um das Notenarchiv von Peter Wallfisch erweitert, das im Wesentlichen aus Notenpartituren für Klavier solo und Klavier vierhändig besteht.
Ingolf Dahl:
- CD "Intervals" mit Werken von Ingolf Dahl mit dem Ensemble SONeO, Preis: 14,80 €
- Buch "Ingo Dahl. Biografie eines musikalischen Wanderers" von Melina Paetzold, Preis: 14,80 €
Bestellung: Medienkontor Hamburg
Buch-Reihe "Jüdische Miniaturen" im Verlag Hentrich & Hentrich:
- Eva Fox-Gál und Anthony Fox: Hans Gál. Ein Jahrhundert Musik
- Klaus Bertisch: Leo Smit. Unerhörtes Talent
Beiträge des Symposiums "Continental Britons", Schwerin, 27.-29.09.2012, Bockelverlag
Bestellung per E-Mail pressestellehmt-rostockde (Versandkosten: 1,55 €)
Internationaler Interpretationswettbewerb Verfemte Musik 2020
Der Internationale Interpretationswettbewerb Verfemte Musik fand vom 8. bis 11. Oktober 2020 in der Landeshauptstadt Schwerin statt. 70 junge Musiker aus 18 Nationen Europas, Asiens und Amerikas hatten sich an dem Wettbewerb beteiligt. Dabei wurden die besten Interpretationen von Musik gesucht, deren Komponisten in der NS-Zeit verboten, verfolgt und ermordet wurden.
Sofía Revueltas (Sopran) aus der Klasse von Olaf Haye und ihr Partner Daniel Prinz (Klavier) aus der Klasse von Professor Matthias Kirschnereit gewannen beim Interpretationswettbewerb Verfemte Musik den Sonderpreis der Nachwuchskünstlerförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Online-Filmkonzert zur Erinnerung an verfemte Künstler am 10. Mai 2020
Das Filmkonzert „Serenade trifft Blues“ u.a. mit Musik von Ingolf Dahl feierte am 10.05.2020 um 11 Uhr seine Online-Premiere. Anlass sind der 80. Jahrestag der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht, der 87. Jahrestag der Bücherverbrennung und das 50. Todesjahr von Ingolf Dahl.
Die Musik von Ingolf Dahl (1912-1970) und Dick Kattenburg (1919-1944) wird ergänzt durch Texte von Erich Kästner (1899-1974), Bert Brecht (1898-1956) und Kurt Schwitters (1887-1948). Vierstimmig korrespondiert Kattenburgs Blues für Klavierduo mit Dahls Serenade für Flötenquartett. Beide spiegeln die unterschiedlichen Schicksale verfemter Künstler*innen wider: der in Hamburg geborene Dahl emigrierte 1939 in die USA, Kattenburg, in Amsterdam geboren, tauchte 1941 unter, wurde 1944 verhaftet und in Auschwitz ermordet.
Festival Verfemte Musik 2019
Das Festival Verfemte Musik fand vom 10.-26. Oktober 2019 in Schwerin statt. Jeunesses Musicales MV e.V. brachte mit diesem Festival Komponist*innen zu Gehör, die während der NS-Zeit verfolgt und ermordet wurden. Meister Ihres Faches führten bei drei Konzerten u.a. selten gespielte Kompositionen auf. Die Meisterkurse in Klavier, Gesang, Violine und Liedgestaltung gaben Anreiz für alle Musiker*innen, sich intensiv mit der Musik zu beschäftigen. Beim Symposium "Musik in Diktaturen" wurde wissenschaftlich hinterfragt, wie es zu Ausgrenzung von Musiker*innen und damit zur Ächtung bestimmter Musikstile kommt. Im Rahmen eines Schulprojektes verband eine Ausstellung in einem Schweriner Gymnasium die Geschichte mit dem immer wieder aktuellen Thema.
Tag der Befreiung - Tag der Erinnerung? | Symposium mit Konzert 2019
Am 8. Mai 2019 veranstalteten das Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik und das Zentrum für Verfemte Musik an der hmt Rostock das Symposium "Tag der Befreiung - Tag der Erinnerung?" (Konzeption und Organisation: Prof. Dr. Yvonne Wasserloos und Volker Ahmels).
Anlass bot der Umgang mit dem 8. Mai 1945 in der deutschen Nachkriegsgeschichte, dessen positive Deutung bis zum 8. Mai 1985 durch die Rede Richard von Weizsäckers zum "Tag der Befreiung" auf sich warten ließ.
Aus interdisziplinärer Perspektive der Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik sowie der Gedenkstättenarbeit wurde das Thema der Erinnerungskultur fokussiert. In den Vorträgen und Diskussionen kristallisierte sich durchgängig die Problematik der Kaschierung und Verdrängung der Geschichte des NS-Regimes und auch die Instrumentalisierung des 8. Mai durch rechtsextreme Kreise heraus. Der Fokus richtete sich auf die Formen der Erinnerungskultur und -arbeit, wie künstlerische Performanz, Parodie, Ironisierung, Aufklärung. Als durchgängig thematisierte Problematik stand die Frage im Raum, wie sich die Erinnerungskultur dazu zu verhalten habe, dass zukünftig kaum noch Zeitzeugen befragt werden können.
Der Abschluss des Symposiums bildete ein Konzert mit einem Gespräch zwischen dem Bariton und Cellisten Simon Wallfisch, Enkel der Holocaust-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch, und Volker Ahmels, dem Leiter des Zentrums für Verfemte Musik. Es erklangen Werke von verfemten Komponisten bis hin zum Song "Europa" von den Toten Hosen.
Festival Verfemte Musik 2018
Das Internationale Festival Verfemte Musik, das vom 4. - 14. Oktober 2018 in der Landeshauptstadt Schwerin stattfand, bot einen Interpretationswettbewerb Verfemte Musik in fünf Kategorien mit der Möglichkeit, auch Solokonzert zu spielen, sowie Konzerte, Inszenierungen, Ausstellungen und Zeitzeugengespräche.
Die Sonderpreise des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Bereich der Nachwuchskünstlerförderung gingen an den Bariton Jonathan Hartzendorf, die Pianistin Eunae Yun, das Klavierduo Sebastian und Arkadiusz Godzinsky sowie die Pianistin Olha Tomyna, die außerdem den Sonderpreis des exil.arte Zentrums gewann; alle studieren an der hmt Rostock.
10 Jahre Zentrum für Verfemte Musik 2018
Das 10-jährige Bestehen des "Zentrums für Verfemte Musik" wurde am 27. Januar 2018 mit einem Festtag feierlich begangen. Auf dem Programm standen u.a. eine Zeitzeugenbegegnung mit Arthur Frid, Sohn des Komponisten und Pianisten Géza Frid, verschiedene Vorträge und Konzertbegegnungen. Die Leitung oblag Volker Ahmels.
Festival Verfemte Musik 2016 mit Interpretationswettbewerb
Festival Verfemte Musik 2015
Erinnerungen wachhalten – 6 Jahre Zentrum für Verfemte Musik 2014
Gedenkveranstaltung und Konzert am 27.01. in der Schlosskirche Schwerin
Gedenkfeier für die Novemberpogrome 2013
Studierende spielten im Schweriner Schloss Werke von Dick Kattenburg.
Studierende der hmt brillierten mit verfemter Musik 2013
Anlässlich der 68. Wiederkehr der Befreiung des Konzentrationslagers Wöbbelin bei Ludwigslust wurde erstmals am 2. Mai 2013 ein Konzert mit Werken verfemter Komponisten unter der Leitung und Moderation von Volker Ahmels in Ludwigslust veranstaltet. Auch Zeitzeugen waren anwesend.
Ausstellung im Foyer der hmt zum Komponisten Hans Gál 2013 vom 25.01. - 28.02.2013 aus Anlass des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus
Konzerte mit Preisträgern des Wettbewerbs Verfemte Musik 2012 am 08. und 09. November in Greifswald und Schwerin
Festival Verfemte Musik 2012
Kammermusikfestival "Bohème! Musik aus Böhmen und Mähren" 07. bis 11. Juni 2011 an der hmt Rostock
Erinnerung musikalisch wachhalten: Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus 27. Januar 2010
Walter Arlen Festival vom 03. bis 05. November 2009 an der hmt Rostock
Weiterführende Empfehlungen
Musica reanimata, Berlin
Exilmusik Hamburg
Jüdisches Museum Berlin
Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft
Forum Voix étouffées, Paris
Centre de documentation juive contemporaine
Forum culturel autrichien, Paris
Museum of Tolerance, Los Angeles
Beit Theresienstadt, Israel
Klavierduo Haufe Ahmels
exil.arte















