3 1/2 Fragen an Benjamin Lang

1. Was brauchen Sie heute im Beruf, was Sie im Studium nicht gelernt haben?
In meinem vielfältigen Studium ist mir bereits vieles schon begegnet, was ich später ausbauen konnte oder worauf ich jetzt aufbaue. Allerdings musste ich lernen, mehr Gelassenheit im Umgang mit scheinbar unlösbaren Problemen zu entwickeln. Kreativität, gepaart mit Emotion und menschlicher Zuwendung, ist essenzieller Bestandteil unseres menschlichen Daseins und trägt ganz wesentlich zu teamfähigem Verhalten und konstruktiven Problemlösungen bei.

2. Was hat Sie während eines akademischen Auslandsaufenthaltes besonders beeindruckt?
Als Schüler lernte ich in den USA eine entspannte und authenische Lebenseinstellung kennen. Mein Studium in Österreich verdeutlichte mir kulturelle Kommmunikationsunterschiede. Während meiner Promotion in Edinburgh hat mich die stilistisch-ästhetische Offenheit der schottischen Kultur geprägt. Und als Professor in der Schweiz hat mich besonders der Fokus auf die qualitativen Aspekte des Komponierens - als Gegenpol zu ästhetischen Diskussionen in Deutschland - fasziniert.

3. Lektüre muss sein. Welche?
Die Leichtigkeit der Erzählung mit ihren historischen Anbindungen in "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonasson zieht mich in den Bann. Und in "Die Dunklen" von Ralf Isau entdeckt eine Pianistin aufgrund ihrer synästhetischen Fähigkeiten in der Musik von Franz Liszt geheime Botschaften: Dieser wunderbare hochspannende mysteriöse Roman ist eine Empfehlung für Musikschaffende und Musikliebhabende.

3½. Und sonst so?
Musik und Theater vermögen Frieden und Demokratie zu fördern und sind von unschätzbarem Wert für unsere Kultur.

Der Musikwissenschaftler Benjamin Lang, 47, ist Rektor der Hochschule für Musik und Theater Rostock

Quelle: DIE ZEIT Nr. 10 vom 29.02.2024

Zurück zur Übersicht