Französische Barockmusik in der hmt

Charpentiers Te Deum am 18. Januar 2o19

In Zeiten von Bachelor- und Masterstudiengängen auch im künstlerischen Bereich,  Pflichtvorlesungen mit Scheinerwerbung und bei genügend erworbenen ,Scheinen´ anzumeldenden und abzulegenden möglichen Prüfungen ist es erstaunlich, daß sich Studenten  zusammenfinden um ein Extraprojekt auf die Beine zu stellen.

So zu erleben am Freitag letzter Woche im Refektorium des alten Katharinenklosters zu Rostock, dem heutigen Orgelsaal der Nachfolgeinstitution des ehemaligen Irrenhauses in Warnownähe..

Es war wohl eine studentische Idee, obig benanntes Werk aufführen zu wollen und in Franns v. Promnitz fand man den passenden Motor des Ganzen, der ja seit seiner Kruzianerzeit in Dresden kirchenmusikalisch mit allen Wassern gewaschen wurde: Machaut (erste Messe der Musikgeschichte), Dunstable (erstes Magnificat der Musikgeschichte), Ockeghem (Messen), Senfl (Osterofficium), Bach, Naumann (Oratorien),   Rincon d`Astorga (Stabat mater), Rossini (Petite Messe solenelle), Brahms (Requiem), v. Rheinberger (Erinnerungsmesse) und Faure (Messe basse) stehen auf seiner beeindruckenden Aufführungsliste von Kirchenmusik. Auch durchaus in kleinerer Besetzung – so erstellte er u.a. eine Fassung des Requiems von Faure für Doppelquartett und Orgel, führte das Weihnachtsoratorium mit 10 Sängern und 14 Instrumentalisten auf.

Für das Te Deum befleißigte man sich des französisch auszusprechenden Lateins mit gutem Erfolg und der Solistenchor, international besetzt mit Mecklenburgerinnen, einer Schweizerin, koreanischen Studenten und Einheimischen sang beeindruckend homogen, dynamisch abgestuft und Endkonsonanten präzis gemeinsam absprechend!

 Nun ist das Werk freilich nicht abendfüllend und die Frage entstand, was wohl dazu noch aufgeführt werden könne. In seiner launigen Vorrede sprach Franns v. Promnitz über die gefundene Jahreszahl 1643. Es gibt zwei Lesarten von Charpentiers Geburtsjahr: Zwischen 1643/40 oder zwischen 1645/50 sei er geboren. Bei Wikipedia, der Quelle aller Weisheit heutzutage, findet man 1643 und diese Zahl war der unschuldige Anlass ganz anders geartete Musik ergänzend ins Te Deum einzufügen – 1643 starb der römische Petersdomorganist Girolamo Frescobaldi und so erklang das an sich durchkomponierte Te Deum mit sozusagen liturgischen Einschüben. Diese Einschübe entstammen der jüngsten CD-Produktion Promnitz` und wurden natürlich von ihm selbst gespielt.

Die HMT-Orgel wird ja nicht allzuhäufig konzertant genutzt und so erstaunt es schon, was da so alles ,rauszuholen` ist! Einerseits differenzierte Darstellung des recht akkordischen Charpentierschen Orchesterapparates, farbenreich auf drei Manualen samt Pedal realisiert und andererseits filigran/virtuose Tastenmusik des römischen Renaissancemeisters Frescobaldi.

Die solistischen Leistungen – ob der reizenden Sopranistinnen Friederike KÜHL, Maxi MÄDER und Theresa ZSCHUNKE der stimmgewaltigen Bassisten Lino ACKERMANN und Shinhyung KIM, der wohltönenden Altistinnen Klara BROCKHAUS und Maxine MOESTE oder der bescheidenen Tenöre Saemchan und Shi-Chao LEE – waren allesamt anrührend und klangschön!

Der Applaus brauste überwältigend und herzlich im gut gefüllten Orgelsaal.

Friedrich Longes (GdK)

 

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